Rituelle Naturwanderung

Der folgende Text stammt aus meinem Buch:

 Marascha Daniela Heisig, Sinn finden in der Natur. Heilsame Rituale für Lebensübergänge. © Patmos Verlag der Schwabenverlag AG, 2013.

Eine Teilnehmerin der Seminare schreibt:

 

"Mir begegnet immer wieder die Idee, die tiefen Weisheiten nur in der Stille, in der Ruhe finden zu können. Ich gehe gerne in den Wald. Schon als Kind habe ich die Natur als wohltuenden Schatz gefühlt. Wenn ich die Natur über die einfache Freude, in ihr zu sein hinaus, wirken und antworten lassen will, ist es dann gut, mir schon ganz konkrete Fragen an sie zu überlegen? Hilft mir die Natur, meine immer wiederkehrenden Fragen zu erkennen? Ist es vielleicht gar nicht nötig, etwas zu fragen und trotzdem „Antworten“ zu bekommen?

 

Manchmal hat die Natur mit mir gesprochen, manchmal nicht. Vielleicht bin ich auch nicht gut im Hinhören. Dann frage ich mich: Wer hat mir geantwortet? Sind es nur Einbildungen? Mache ich mir was vor? Was ist wahr? Worauf soll ich hören? Wer ist die interpretierende Instanz?

Und trotz des ganzen Herumgefrages und einer gewissen Skepsis gibt es hoch wirksame Erlebnisse und Bilder, die ich von draußen mitgebracht habe, in einer Zeit, als ich alle Zuversicht verloren glaubte: Ein kleines, blauschillerndes Insekt, das ich noch nie vorher gesehen habe und das in mir Neugier und den Mut machenden Gedanken erzeugt, dass ich noch viele Dinge sehen werde, die ich noch nie gesehen habe. Oder einen kräftigen, üppig tragenden Apfelbaum, den ich trotz meiner Krise nach der Trennung als Sinnbild für mein Leben auswählte und der mich an reiche Früchte, kraftvolles Wachstum und Vielfalt erinnert. Und an einen Baum, der durch Blitzschlag stark beschädigt wurde und einfach kraftvoll in eine andere Richtung dem Licht entgegen gewachsen ist.“